Fußball-Vereine Freundschaftsspiele

Per Standard gegen Standard: Kempf und Leistner überzeugen bei Hertha

Hertha mit einem 1:1 bei der Generalprobe in Lüttich

Per Standard gegen Standard: Kempf und Leistner überzeugen

Marc Oliver Kempf (links) und Toni Leistner harmonierten gut in der Berliner Innenverteidigung.

Marc Oliver Kempf (links) und Toni Leistner harmonierten gut in der Berliner Innenverteidigung. IMAGO/Belga

Acht Tage vor dem Zweitligastart bei Fortuna Düsseldorf brachte der Berliner Coach Pal Dardai im ersten Durchgang die aktuelle A-Formation: mit den Neuzugängen Toni Leistner, Jeremy Dudziak und Fabian Reese, aber noch ohne den am Dienstag verpflichteten bosnischen Nationalspieler Smail Prevljak (Fitnessrückstand). Auch Peter Pekarik und Filip Uremovic (beide muskuläre Probleme) standen nicht im Kader.

Erste Annäherungen - Zeefuiks wichtige Grätsche

Hertha hielt am Ende des zehntägigen Trainingslagers von Zell am See beim Vorjahres-Sechsten der belgischen Jupiler League gut mit. Marco Richters erster Abschluss geriet zu zentral (5.), Leistners Schuss wurde abgeblockt (15.). In eine flache Hereingabe von Marten Winkler spritzte Florian Niederlechner, Lüttich-Schlussmann Arnaud Bodart entschärfte die Situation (29.). Auf der Gegenseite vergab der Niederländer Noah Ohio, einst in der U 17 und U 19 von RB Leipzig aktiv, die größte Chance der ersten Halbzeit, als er nach einem schönen Zuspiel des Norwegers Aron Dönnum verzog (31.). Bereits in der Anfangsphase des phasenweise vor allem von Lüttich hitzig geführten Testspiels hatte Herthas Rechtsverteidiger Deyovaisio Zeefuik mit einer spektakulären Grätsche gegen Romaine Mundle geklärt (12.).

Richter serviert, Kempf vollendet

Nach der Pause, in der im Berliner Tor Tjark Ernst Oliver Christensen ablöste und rechts hinten Jonjoe Kenny Zeefuik, schlugen die in der Vorsaison nach Standards chronisch harmlosen Berliner nach einem Eckball zu. Kapitän Richter, der zumeist neben Niederlechner in vorderster Linie agierte, trat den Ball nach innen, Pascal Klemens verlängerte per Kopf, Marc Oliver Kempf vollendete am zweiten Pfosten per Fuß (58.).

Kempf bildete mit Leistner gegen den zehnfachen belgischen Meister ein starkes Innenverteidiger-Gespann, beide bekamen nach dem Österreich-Camp Lob vom Chef. "Toni ist gerade gekommen und dirigiert schon", sagte Pal Dardai. "Und Kempfi ist ein anderer Spieler als der, den ich kennengelernt habe." Richter hätte beinahe auf 2:0 erhöht, sein feiner Schlenzer aus etwa 30 Metern nach einem Fehlpass in Lüttichs Aufbau klatschte an die Latte (69.).

Dragus schlenzt zum 1:1

Die Berliner verpassten durch Ungenauigkeiten im Passspiel (Kenny, M. Dardai) in dieser Phase, mehr Ruhe in ihre Aktionen zu bekommen. Lüttich erhöhte den Druck. Die Gastgeber nutzten einen Ballverlust von Herthas Linksverteidiger-Youngster Eliyas Strasner, den ein unsauberes Zuspiel des sonst starken Klemens in die Bredouille gebracht hatte, zum Ausgleich. Cihan Canak trieb den Ball energisch nach vorn und legte auf Denis Dragus ab, der rumänische Angreifer - in der Rückrunde an Serie-A-Klub CFC Genua ausgeliehen - schloss sehenswert ins lange Eck ab (85.).

In der Nachspielzeit verpasste Lüttich vor 6500 Zuschauern im Maurice-Dufrasne-Stadion nur knapp den Sieg. Eine Hereingabe von William Balikwisha setzte Renaud Emond links am Tor vorbei (90.+1).

Für Hertha war es der Abschluss der "belgischen Woche". In den Tagen von Österreich hatte das Dardai-Team Erstliga-Aufsteiger RWD Molenbeek mit 2:1 geschlagen und gegen den belgischen Meister Royal Antwerpen nach guter erster Halbzeit mit 0:1 verloren.

Dardai zieht Bilanz - und bleibt beim Thema Transfers geduldig

Bereits vor dem Trip nach Lüttich hatte Dardai aus sportlicher Sicht ein positives Fazit des Trainingslagers, das von dem Fall Marius Gersbeck überschattet wurde, gezogen. "Die Jungs sind bissig, sie wollen", bilanzierte Dardai, der nach seiner Rückkehr Mitte April im Bundesliga-Endspurt mehrfach die Mentalität einiger Spieler kritisiert hatte.

Aktuell ist der Ungar zufrieden: "Es sieht langsam aus wie eine Mannschaft. Wir sind vorbereitet." Klar ist aber auch: Im defensiven Mittelfeld, auf Rechtsaußen und auf der Linksverteidiger-Position wird Hertha personell noch etwas tun, im Sturm ist trotz des Prevljak-Transfers die Verpflichtung von Serdar Dursun (Fenerbahce Istanbul) weiterhin ein Thema. "Ich bin zufrieden mit den Spielern, die hier sind", sagte Dardai - und übt sich trotz des weiterhin unfertigen Kaders in Geduld: "Ich bin nicht zum Heulen hier. Ich weiß, dass wir eine Grenze haben."

Steffen Rohr

Die Heimtrikots der Zweitligisten für die Saison 2023/24