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Dardai über die erste Halbzeit: "Es war komplett schlecht"

Hertha: 0:3 im Testspiel gegen Mechelen und Sorgen um Kenny

Dardai über die erste Halbzeit: "Es war komplett schlecht"

War mit dem Test gegen Mechelen nicht zufrieden: Pal Dardai.

War mit dem Test gegen Mechelen nicht zufrieden: Pal Dardai. IMAGO/Matthias Koch

Etwas Gutes konnte Pal Dardai dem Spiel und dem ernüchternden Resultat in der Pinatar-Arena in San Pedro del Pinatar am Mittwochnachmittag abgewinnen. "Es gibt nichts Besseres, als im Trainingslager eine Klatsche zu kriegen", sagte Herthas Coach nach dem 0:3 gegen KV Mechelen, den aktuellen Zehnten der belgischen Jupiler Pro League. "Morgen sind alle konzentriert und hören zu."

Vor allem der zögerliche Auftritt vor der Pause missfiel dem Ungarn, der sein Team wie schon im ersten Winter-Testspiel gegen Drittligist Erzgebirge Aue (2:0) erneut in einem 3-5-2 formiert hatte. "Wir haben etwas geübt und wollten mutig nach vorn und hoch verteidigen. Davon habe ich in der ersten Halbzeit nichts gesehen", konstatierte Dardai. "Wir waren viel zu tief. Wenn man nur hinterherläuft, kann man nicht umschalten. Dann hat man keine Kraft in den Beinen. Es war komplett schlecht."

Der Zweitliga-Siebte musste ohne Kapitän Toni Leistner (Muskelverletzung) auskommen, für ihn trug Florian Niederlechner die Spielführerbinde. Mittelmann der Dreierabwehr war vor der Pause Marton Dardai, seine Nebenleute Marc Oliver Kempf (Ballverlust im Aufbau vorm 0:1/23.) und Linus Gechter (im Verbund mit Jonjoe Kenny zu passiv gegen Vorbereiter Daam Foulon vorm 0:2/29.) hatten größere Aktien an den ersten beiden Gegentoren. Somit kam Mechelen, 1988 Europacup-Sieger der Pokalsieger und vierfacher belgischer Meister, aus einer stabilen Ordnung zu einem komfortablen 2:0-Polster.

"So geht das nicht"

Nutznießer in beiden Situationen war der deutsche Belgien-Legionär Patrick Pflücke (27, früher u.a. Dynamo Dresden, Mainz, Borussia Dortmund II, KFC Uerdingen), der bei der Führung vollstreckte und beim 2:0 mit Erfolg im Rückraum lauerte und Foulons Eingabe verwertete. Hertha fand vor dem Seitenwechsel nie zur erhofften Struktur und Ballsicherheit. "Bei Ballbesitz waren wir ungeduldig und hatten nach drei Pässen einen Ballverlust", tadelte Dardai. "So geht das nicht."

Den einzig halbwegs gefährlichen Abschluss in der ersten Halbzeit hatte Michal Karbownik per Distanzschuss (34.), die Spitzen Haris Tabakovic und Smail Prevljak konnten sich überhaupt nicht in Szene setzen. Nach einem Griff an den Oberschenkel blieb Kenny zur Pause in der Kabine. Mit Verweis auf den Engländer und Kapitän Leistner, der sich am Dienstagnachmittag bei einem Ausfallschritt beim Standardtraining verletzt hatte, sagte Dardai: "Jetzt haben wir zwei kleine Verletzungen."

Personalsorgen bei den Berlinern

Herthas Personalsorgen werden damit immer größer. Schlüsselspieler Fabian Reese (schlechte Blutwerte nach Corona-Infektion) verpasst das einwöchige Camp im spanischen La Manga. Niederlechner, wie Kenny im letzten Hinrunden-Drittel ein absoluter Aktivposten, fehlt zum Zweitliga-Start zweimal wegen seiner Rot-Sperre. Bilal Hussein - gegen Aue als Zehner mit guten Aktionen - muss wegen muskulärer Probleme aktuell kürzer treten. Palko Dardai (Syndesmose) und Jeremy Dudziak (Mittelfußbruch), die beide seit September verletzt waren, werden aktuell behutsam herangeführt und vermeiden in den Trainingseinheiten noch Zweikämpfe. Bei Ibrahim Maza (nach Meniskus-OP), der in Spanien individuell trainiert, dauert die Rückkehr in die vollständige Belastung länger als gedacht.

Nach dem Seitenwechsel - jetzt mit Deyovaisio Zeefuik für den angeschlagenen Kenny - wirkte Hertha aggressiver und aktiver. Ein Abschluss Niederlechners wurde geblockt (48.), nach 55 Minuten wurde der Routinier erst per Kopf und dann per Nachschuss gefährlich. Zuvor hatte Mechelen die Chance zum 3:0 (52., Kopfball Soelle Soelle auf die Lattenoberkante). Nach einer Stunde nahm Dardai einen Achtfach-Wechsel vor. In der Dreierabwehr agierte fortan Tony Rölke als Mittelmann, flankiert von Peter Pekarik und Tim Hoffmann. Auf der Doppel-Sechs lieferte der 16-jährige Boris Lum an der Seite von Zeefuik ein ansprechendes Debüt ab, über links brachte Marten Winkler mehr Geschwindigkeit und Geradlinigkeit. Die rechte Schiene besetzte der unauffällige Gustav Christensen, hinter der Doppelspitze Florian Niederlechner/Derry Scherhant spielte Nader El-Jindaoui auf der Zehn. Das B-Team bekam nach Abpfiff ein Lob vom Chef. "Die Jungs haben sehr gut gekickt", sagte Dardai. "Wir hatten einen guten Ballbesitz und gute Torchancen."

Zeefuik sieht Gelb-Rot

Winkler, der in den Strafraum eindrang, verpasste den Abschluss (71.). Seine scharfe Eingabe von links verpasste zudem Scherhant knapp (87.), auch Christensens Nachschuss verpuffte. Nachdem Mechelen-Coach Besnik Hasi, 1997/98 als Profi mit einem Bundesliga-Gastspiel (1860 München), wegen heftigen Reklamierens nach einem Zweikampf von Winkler gegen Bill Antonio Rot gesehen hatte (74.), kassierten auch die Berliner eine Hinausstellung. Zeefuik ging gegen Isaac Asante robust zur Sache und musste mit Gelb-Rot raus (76.) - zum Ärger Dardais: "Was Deyo gemacht hat, war etwas schade. So konnten sich die Kollegen nicht richtig zeigen. Wir reden darüber, bestimmt gibt es eine Konsequenz, weil es unnötig war."

In Unterzahl machte es Hertha zunächst ordentlich, kassierte aber in der letzten Aktion des Spiels das 0:3: Mechelens Yonas Malede spritzte in einen Querpass von Youngster Hoffmann (18), dem Rölke nicht entgegenkam - Asante besorgte den Endstand. Dardai will am 3-5-2, mit dessen Ausführung er 45 Minuten lang überhaupt nicht einverstanden war, "dranbleiben und es weiter üben". Trotz der Steigerung nach der Pause ("Dann sind wir höher angelaufen und waren aggressiver") wartet bis zum Zweitliga-Start gegen Düsseldorf am 21. Januar viel Arbeit auf die Berliner. "Jetzt haben wir Material, wie wir trainiert und wie wir gespielt haben. Das ist ein Riesen-Unterschied", erklärte Dardai. "Die Fünferkette lebt vom Mut, nach vorn zu verteidigen. Ich glaube immer noch, dass wir die Qualität dafür haben, aber wir brauchen Mut." Der fehlte gegen Mechelen zu lange. Die nächste Chance, es besser zu machen, bietet sich am Samstag um 16 Uhr im Testspiel gegen die Glasgow Rangers.

Steffen Rohr

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