2. Bundesliga

Pal Dardai über Bences Abgang: "Als Trainer schmerzhaft"

Hertha BSC befürchtet keinen Domino-Effekt bei den Talenten

Pal Dardai über Bences Abgang: "Als Trainer ist es schmerzhaft"

Gehen im Sommer getrennte Wege: Bence Dardai (#24) wird Hertha BSC um Traine Pal Dardai verlassen.

Gehen im Sommer getrennte Wege: Bence Dardai (#24) wird Hertha BSC um Traine Pal Dardai verlassen. IMAGO/Beautiful Sports

Am Dienstag informierte Bence Dardai Sportdirektor Benjamin Weber über seinen Abschied im Sommer, am Freitag war den Verantwortlichen eine Portion Wehmut über die Personalie immer noch anzumerken.

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"Es ist ein hartes Thema für uns, ich habe es immer noch nicht ganz verarbeitet", sagte Cheftrainer Pal Dardai in der Spieltagspressekonferenz zwei Tage vor dem Duell mit Schalke 04 (Sonntag, 13.30 Uhr, LIVE! bei kicker). "Ich glaube, Benni auch nicht. Wir haben mit den Jungs gearbeitet, seit sie klein waren, wir hatten unsere Vision mit ihnen. Jetzt geht Bence, aber das ist der Berliner Weg. Einige Spieler werden hier bleiben, einige werden uns verlassen."

Das ist der Berliner Weg. Einige Spieler werden hier bleiben, einige werden uns verlassen.

Pal Dardai über den Abgang von Bence Dardai

Weber sagte: "Es ist legitim, dass sich jemand für einen anderen Weg entscheidet. Wäre ich an dem Punkt, kein maximales Angebot gemacht zu haben, würde ich mich grämen. Ob ich enttäuscht bin? Ganz klar. Wir haben versucht, Bence von unserem Weg zu überzeugen."

Das gelang angesichts der nationalen und internationalen Konkurrenz, die den jüngsten der drei Söhne von Hertha-Chefcoach Pal Dardai seit über einem Jahr umwarb, nicht. Der offensive Mittelfeldspieler, der im Sommer 2023 mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft in Ungarn Europameister wurde, wechselt nach dieser Saison und dem Auslaufen seines Fördervertrages ablösefrei zum Bundesligisten VfL Wolfsburg. Hertha kassiert eine Ausbildungsentschädigung, die nach kicker-Informationen im sechsstelligen Bereich liegt.

Dardai: "Viele sehen etwas Besonderes in Bence"

Pal Dardai, unter dem Bence in dieser Saison bislang zu acht Zweitliga-Einsätzen kam, lobte Hertha für die vorgelegte Offerte: "Hertha hat einen maximalen, ehrlichen, sehr gut dotierten Vertrag angeboten. Beide Brüder (Palko und Marton, Anm. d. Red.) haben versucht, Bence zu überzeugen, auch die Mama ohne Ende. Die Mama hat sogar ein paar Tage geweint."

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Dardai mit Gegenfrage: "Möchtest du gewinnen?"

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Das habe "die Mutter von Lazar Samardzic (wechselte 2020 zu RB Leipzig, inzwischen bei Udinese Calcio, Anm. d. Red.) damals auch, als der Junge uns verlassen hat. Es hat jeder die Vorstellung, wenigstens bis 23 zu Hause zu bleiben. Aber die Jungs sind anders." Das sei "die menschliche Seite, das andere ist die professionelle Seite".

Dardai: "Als Trainer ist es schmerzhaft. Wie der Junge kickt, macht Spaß anzugucken. Er ist ein Charakter. Er ist innerhalb von zwei Tagen in der Kabine angekommen und war akzeptiert und geliebt, heute immer noch. Ob er ein großer Verlust ist, werden wir in ein paar Jahren sehen. Bence ist immer noch ein Talent, momentan ist er nichts anderes. Viele in Deutschland und Europa sehen etwas Besonderes bei ihm."

Hertha bei anderen Talenten wie Maza zuversichtlich

Trotz der Entscheidung des 18-jährigen gegen seinen Ausbildungsklub befürchten die Bosse keinen Domino-Effekt und wollen den "Berliner Weg" weitergehen. "Wir haben in dieser Saison über zehn Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die schon Einsätze hatten", erklärte Weber. "Wir haben mit die jüngste Mannschaft der 2. Liga. Man sieht, dass die jungen Spieler der Mannschaft und dem Verein den Stempel aufdrücken können. Es ist weiterhin das klare Ziel, junge Spieler auszubilden und in die Profi-Mannschaft zu bringen."

Es ist weiterhin das klare Ziel, junge Spieler auszubilden und in die Profi-Mannschaft zu bringen.

Benjamin Weber über den "Berliner Weg"

Zuletzt hatten U-19-Nationaltorhüter Tim Goller (19/bis 2027) und Innenverteidiger-Talent Tim Hoffmann (19/2026) ihre Verträge verlängert. Die jungen Stammkräfte Tjark Ernst (21/2026) und Pascal Klemens (19/2026), der trotz Herthas Abstieg vor einem Jahr verlängert hatte, sind langfristig gebunden. Auch beim von Bundesligisten umworbenen Ibrahim Maza (18/2026) sehen sich die Berliner mit Blick auf den anstehenden Transfersommer keineswegs chancenlos - auch dank des Arguments regelmäßiger Spielpraxis.

Bence Dardai wird trotz Wechsel weiter gefördert

Bence Dardai übrigens soll auch in den letzten Monaten seiner Berliner Zeit in den Genuss der vollen Förderung kommen - anders als andere Talente, die sich in der Vergangenheit für einen Weggang entschieden. So durfte U-19-Nationalmannschaftskapitän Lukas Ullrich (19) nach Bekanntwerden seines Wechsels zu Borussia Mönchengladbach im März 2023 kein Spiel mehr für Hertha machen: nicht bei den Profis, nicht in der U23 und auch nicht in der U19, die ohne den Linksverteidiger seinerzeit im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft an Borussia Dortmund scheiterte.

Auch im Winter gab es einen ähnlich gelagerten Fall: Nach kicker-Informationen wäre Stürmer Leander Popp (18) im Januar mit ins Spanien-Trainingslager der Profis geflogen, wenn er zuvor seinen Vertrag verlängert hätte. Das machte Popp nicht, musste zu Hause bleiben - und wechselte Mitte Januar zu Zweitligist Greuther Fürth.

Arbeitsbeschneidungsmaßnahmen hat Bence Dardai nicht zu befürchten. "Er spielt vertikal. Er hat Spaß, unter Druck zu spielen. Er hat keine Angst vor dem Ball", sagte Pal Dardai am Freitag. "Bei Hertha BSC spielt immer der Spieler, der uns zum Gewinnen bringt. Wir sind Hertha BSC, wir beschützen unsere Spieler. Hier wird keiner gemobbt und keiner rausgeschmissen - ob sie hierbleiben oder nicht. Wenn einer gut ist, spielt er. Wenn nicht, dann nicht."

Steffen Rohr

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